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From: Christian_Buchner@f465.n2480.z2.fido.sub.org (Christian Buchner)
Organization: Das ist also ein Origin.
Path: f465.n2480.z2.fidonet.org!not-for-mail
Newsgroups: fido.ger.amiga
Subject: Bericht ueber Pressekonferenz mit Amiga-Tech.
Message-ID: <MSGID_2=3A2480=2F465_2bab2cd4@fidonet.org>
Date: Wed, 18 Oct 1995 21:40:06 +0200
Hallo!
Hier folgt der ausfuehrliche Bericht der Pressekonferenz mit
Commodore-Vertretern am Samstag Abend auf einem Amiga-Treffen in Marl. Ich
war dort selbst anwesend und habe so viel wie moeglich mitgetippt. Mein
Rechner stand in unmittelbarer Naehe des Podiums. Ich uebernehme keine
Gewaehr fuer die inhaltlich korrekte Wiedergabe der Diskussionn. Die
Verwendung dieses Textes ist absolut freigestellt. Irgendwelche Tippfehler
sind absolut gewollt und sollen nur die orthographischen Kenntnisse der
Leser ueberpruefen.
Im Podium sassen Gilles Bourdin und zwei weitere Amiga Technologies
Vertreter, einer davon aus der Entwicklung, der andere aus dem Vertrieb,
Helmut Gerdesmeier (der Veranstalter des Treffens), Joerg Strawe (der
Geschaeftsfuehrer von MacroSystems), Udo Neuroth (der Geschaeftsfuehrer von
M-Tec) und Juergen Gelisch, Gruender des BTX Amiga-Clubs, der das ganze
Treffen initiiert hat.
Die erste Frage lautete, ob der Umstieg auf RISC kommen wird, ob es da eine
Zusammenarbeit zu MacroSystems geben wird und ob der Amiga ueberhaupt
weiterentwickelt wird.
Darauf meinte Gilles Bourdin, dass er gar nicht nach Deutschland gekommen
waere, nur um einen kurzfristigen Job zu uebernehmen. Amiga Technologies
wird den Amiga weiterentwickeln und ganz auf RISC umsteigen. Der
verwendete Prozessor sei schon allgemein Bekannt. Offizielle
Verlautbarungen wird es aber erst am 1. November in Los Angeles auf der
Video-Toaster Messe geben.
MacroSystems wird fuer den Draco ein optionales RISC Board auf DEC Alpha
Basis entwickeln und das Amiga-OS schrittweise portieren. Eine engere
Zusammenarbeit mit Amiga Technologies wird dabei wohl nicht erfolgen.
MacroSystems wird die Libraries selbst neu auf die Maschine anpassen, ohne
auf den Quelltexten von (ehemals) Commodore aufzubauen.
Die naechste Frage war, ob zwischen den Low-End Geraeten (A1200) und dem
High-End Sektor (A4000T) weitere Geraete geplant sind, auch preislich.
Neue Produkte sind geplant, vor allem im Multimedia-Sektor (Set-Top Boxen
fuer Home-Shopping, Home-Banking, Pay TV etc). Amiga Technologies
ueberlegt zur Zeit sehr genau, welche neuen Produkte fuer den Markt
geeignet waeren. Genaueres wurde nicht genannt.
Eine Frage aus dem Publikum betraf die Kompatibilitaet aelterer Software
mit den neuen Betriebssystemversionen und ob Amiga Technologies irgendetwas
unternehmen will, um die Kompatibilitaet zu verbessern-
Gilles Bourdin meinte dazu, dass alle Programme, die sauber nach den
Programmierrichtlinien geschrieben seien, auch unter OS3.1 und zukuenftigen
Betriebssystemversionen laufen wuerden. Hier seien also die
Softwarehersteller gefragt, und nicht Amiga Technologies.
Die naechste Frage betraf den bisher fehlenden Speicherschutz unter
Amiga-OS.
Macrosystems erlaeuterte daraufhin, dass sie in ihrem DraCo bereits
wesentliche Schritte in diese Richtung unternommen haetten, so laeuft
beispielsweise ein Enforcer-aehnliches Tool absolut systemintegriert und
verhindert viele Abstuerze. Ein getrenntes Herunterfahren von Tasks und
deren Entfernung aus dem System sei aber auch ihnen noch nicht moeglich.
Gilles Bourdin zeigte sich bei den Ausfuehrungen von Joerg Strawe sehr
interessiert. Unter allgemeinem Applaus meinte er, dass Anstrengungen
unternommen werden muessten, um auch unter Amiga-OS eine Art von "Protected
Mode" zu ermoeglichen.
Die naechste Frage betraf die Marktsituation. Wann endlich stehen die
neuen Produkte in den Regalen?
In Bordeaux hat die Produktion von A1200 kuerzlich erst begonnen. Es
wuerde halt dauern, bis der Markt wieder gesaettigt sei. Allkauf und
Wertkauf seien schon beliefert worden. Mit Karstadt sei man in
Verhandlungen.
Zwischenfrage: Warum werden Fachhaendler nicht zuerst beliefert? Diese
bieten im Gegensatz zu Verkaufsketten optimalen Support und Beratung.
Gilles Bourdin meinte, das sei eine Vertriebsfrage und er ist kein
"Vertriebsmensch" in der Firma, jedoch sei es wichtig, mit den grossen
Verkaufshaeusern und Versaenden schnell eine Einigung zu erzielen. Hier
wurde insbesondere auch Quelle genannt.
Ein Vertreter von Vesalia meldete sich aus dem Publikum und bestaetigte,
dass auch schon Versandhaendler wieder Amigas ausliefern koennten. In der
letzten Woche haetten sie schon 60 Rechner verkauft. Das sei nicht viel,
aber schon ein Anfang.
Gilles Bourdin erklaerte daraufhin, dass es momentan eine schwierige
Situation zu meistern gilt, um die Nachfrage zu befriedigen. Es sind erst
drei Monate vergangen seit der Gruendung von Amiga Technologies und in
Bordeaux haette man eine unglaubliche Leistung vollbracht, den Amiga
termingerecht wieder in Produktion zu nehmen.
In einem allgemeinen Konsens und unter Applaus stellte man fest, dass kein
anderes Rechnersystem eine solche Fangemeinde um sich hat, auf die selbst
Apple eifersuechtig sein kann. ;-)
Die naechste Frage zielte auf neue Peripherie, insbesondere ISDN, Ethernet
und ob Amiga Technologies in dieser Hinsicht entwickeln wird.
Die Firma haette inzwischen mehr Luft, erklaerte Gilles Bourdin. Es wird
langsam Zeit, solche Fragen anzugehen. Jedoch warnte er, dass
beispielsweise Commodore damals viel Geld in Entwicklungen investiert hat,
die nicht rentabel waren (Brueckenkarten, etc) und damit wenig Erfolg hatte.
Amiga Technologies will langfristig planen und gut ueberlegen. Deshalb
wuenscht sich Amiga Technologies mehr Engagement von Fremdherstellern bei
solchen Produkten.
Eine Frage aus dem Publikum: Das Amiga-OS sei veraltet. Es fehlten
wesentliche Features, die andere Betriebssysteme inzwischen serienmaessig
bieten.
Im Zug mit dem Umstieg auf RISC wird auch das Amiga-OS Verbessert. Die
Commodore- Vertreter nannten hier die Vorteile von Amiga-OS gegenueber
anderen Plattformen. Apple haette kein echtes (preemtives) Multitasking,
Windows und OS2 wuerden viel Speicher kosten. Amiga-OS sei noch aus dem
ROM und Diskette bootfaehig. (meine persoenliche Meinung: Ist DAS
unbedingt ein Vorteil? Amiga-OS mag klein sein, aber es leistet ja auch
nicht viel)
Der Fragesteller bohrte weiter, weshalb denn z.B. keine Grafikkarten
serienmaessig waeren. AGA sei veraltet und langsam. Amiga Technologies
haette beispielsweise in den A4000T eine Grafikkarte wie z.B. die
CyberVision mitliefern koennen.
Gilles Bourdin argumentierte, dass jeder Kunde die Moeglichkeit haben soll,
selbst zu entscheiden, welche Grafikkarte er einbauen moechte und jeder
andere Anforderung hat.
Der Fragesteller liess nicht locker und meinte, AGA sei nicht mehr
zeitgemaess und Spiele wuerden darauf nur sehr langsam laufen. Eine
Grafikkarte und ein neuer Grafikkartenstandard seien unbedingt
erforderlich.
Die Commodore-Vertreter eklaerten, Amiga Technologies will jedenfalls
weiterhin auf Custom-Chips bauen. Verbesserungen soll es dabei auch geben.
Das Betriebssystem wird jedenfalls weiterhin sehr mit der Hardware
verbunden sein. Man muesse ja schliesslich auf den Spielemarkt achten, der
besonders in England wichtig ist und da sei Kompatibilitaet nun mal sehr
wichtig.
Eine Frage an MacroSystems: Wuerde man nur noch am Draco entwickeln oder
werden weiterhin Produkte fuer die Amiga-Serie erscheinen?
Der Draco sei so entworfen worden, dass er eine ideale Plattform fuer die
Produkte von MacroSystems darstellt. Solange der Amiga ein offenes und
erweiterbares System bleibt und der Markt gross genug ist, werden auch
Erweiterungen fuer die Amiga-Serie produziert.
Eine Frage betraf den allgemeinen Hardwarestandard. Viele
Softwarehersteller gingen von einem sehr kleinen gemeinsamen Nenner aus und
deshalb wuerden keine leistungsfaehigen Spiele und Produkte erscheinen.
Die Amiga-Technologies Vertreter konterten: Das Gegenbeispiel sei Windows.
Die Hardware sei inzwischen sehr gut, jedoch das Betriebssystem schlecht.
Der Fragesteller aus dem Publikum bohrte weiter. Es gabe fast keine
Spiele, die HD-Installierbar seien. Fast jeder Spielehersteller benutzt
Trackloader von Diskette. Scheinbar werde immernoch von Amiga 500/1200
ohne Erweiterungen ausgegangen.
Amiga Technologies fuehrte als Gegenbeispiel Spiele wie "Spaceward Ho" an.
Ausserdem betonten sie nochmals, dass die Softwarefrage Sache der Hersteller
sei. Es existierten Programmierrichtlinien. Was solle man mit den Leuten
tun, die sich nicht daran halten. "Sollen wir die Laeute haengen?".
Allgemeines Gelaechter.
Gilles Bourdin meinte ausserdem, dass eine Menge neuer Produkte im CDRom und
A1200 Markt auf dem Markt seien, deshalb sei doch ein grosser Markt
vorhanden. Die Rechner wuerden immer Besser und damit auch die Software.
Stimme aus dem Publikum: Man muss ja auch beruecksichtigen, dass Amiga 1
Jahr lang nicht entwickelt wurde. Breite Zustimmung.
Der Entwickler von Amiga Technologies: Ein Amiga 500 sei heutzutage
immernoch verwendbar. OS3.1 liefe darauf einwandfrei. Welch anderes
System koenne das von sich behaupten? Einen XT koenne man doch nur noch
als Tuerstopper gebrauchen.
Der naechste Fragesteller wollte wissen, ob Amiga Technologies
standardmaessig HD-Laufwerke in ihre Rechner einbauen werde.
Als Antwort wurde klar gegeben: Nein, das sei nicht der Fall. Dazu
braeuchte man einen Redesign des Paula Customchips. Fuer die Hersteller
der Laufwerke wuerde es sich nicht lohnen, eine kleine Stueckzahl von
angepassten Laufwerken zu produzieren. Amiga Technologies wuerde trotzdem
alles versuchen, diese Laufwerke zu bekommen. Ausschlaggebend sei hier
natuerlich der Preis.
Aus dem Publikum wurden Stimmen laut, man muesse doch mal die
Kompatibilitaet fallen lassen und einen Schritt nach vorne tun, denn das
sei schliesslich das Problem solcher Betriebssysteme wie "Windows".
Die Herren von Amiga-Technologies Auch betonten nochmals, dass der
Spielemarkt fuer den Amiga sehr wichtig sei. Es gaebe immernoch viel zu
viele User mit der einzigen Hardwareerweiterung "Joystick".
Das Publikum fragte, warum im Amiga nicht serienmaessig wenigstens ein
CDrom eingebaut wuerde.
Lapidare Antwort von Commodore: "Da passen keine Disketten rein."
Gelaechter im Publikum.
Ein Fragesteller wollte wissen, ob die die Produktion fuer das
Weihnachtsgeschaeft ausreicht.
Das werde man sehen. Man versucht, die woechentliche Produktion nochmals
um 1500 auf ca 9000 Rechner zu erhoehen.
Wie es mit der Werbung aussieht, wollte man wissen.
Dem Publikum wurde gesagt. Wir wollen Euch zeigen, dass wir zurueck sind.
Deshalb sei man hier. Aggressive Werbung sei fuer naechstes Jahr geplant.
Bisher gaebe es nur Deals mit einigen Amiga-Magazinen. Das sei aber noch
nicht die angekuendigte Werbewelle.
Amiga 4000T werde es erst im November geben. Aber Amiga 1200 seien
puenktlich zum 11. September hergestellt worden. Darauf sei man stolz.
Amiga Technologies sei auf folgenden Messen vertreten: IFA, Computer'95 in
Koeln, Bits&Fun und die VideoToaster-Messe im November in L.A. All das
koste viel Geld.
Eine Frage aus dem Publikum bezog sich wieder auf die Vertriebsstrategie.
Die Ware wuerde sich in den Geschaeften (Allkauf, Wertkauf) stapeln, der
Kunde haette aber keinen Support. Die Unterstuetzung durch den Handel
muesse groesser werden. Was will Amiga Technologies tun?
Gilles Bourdin fuehrte an, dass sie den Gesetzen des Marktes unterworfen
seien. ESCOM sei eine Firma die zunaechst einmal am Profit interessiert
sei. Deshalb sei es wichtig, dass grosse Vertriebspartner gefunden werden.
Amiga Technologies werden jedoch ihr bestes geben, um auch neue und
kompetentere Vertriebswege zu erschliessen.
Eine Frage bezog sich auf dem Aufkauf der Firma Hagenuk durch ESCOM.
Dadurch waere ESCOM in den Besitz moderner SMD-Fertigung gekommen. Haette
das irgendeinen Zusammenhang mit dem Amiga-Geschaeft?
Diese Frage verneinte Gilles Bourdin.
Die naechste Frage galt den Ex-Commodore Entwicklern und ob diese nach
Deutschland kommen wuerden?
Die Entwicklung werde in Zusammenarbeit mit anderen Firmen gemacht. Dave
Haynie und die meisten anderen Entwickler werden nicht nach Deutschland
kommen. George Robins ist wohl der einzige aus dem alten Team. Amiga
Technologies haette aber selbst auch sehr kompetente Leute.
Die naechste Frage: Koennte man sich auf eine CPU fuer die aktuelle
Rechnergeneration einigen?
Hier wurde der MC68060 als Antwort genannt, bevor man auf RISC setze.
Warum koenne man sich dann nicht auch auf eine bestimmte Grafikkarte oder
Grafikchips festlegen?
Der Kunde solle selbst die Wahlmoeglichkeit besitzen, wurde nochmals
angefuehrt.
Ob es Rechner ohne CPU-Boards geben werde, isbesondere fuer den Enduser,
wollte jemand wissen.
Darauf antwortete Amiga Technologies, dass Haendler im Moment die
Moeglichkeit haetten. Auch beispielsweise Gehaeuse wuerden getrennt
angeboten. Alles weitere sei eine Frage das Handels.
Jemand wollte wissen, wie der A4000T ausgestattet sein werde.
Antwort: 6MB RAM, SCSI Controller und 1GB SCSI Platte, der IDE-Anschluss
sei auch noch vorhanden.
Ob man die Fehler im Amiga 4000 beseitigt haette (Buster, etc)?
Amiga Technologies antwortete, dass der Amitga 4000T im Grunde ein neues
Produkt sei. Commodore war damals nicht faehig, das Ding zum Laufen zu
bekommen und es haette nur etwa 60 Prototypen gegeben, von denen nur die
Haelfte funktioniert haette. Nein, diese Haelfte wuerde man nicht
ausliefern (Gelaechter).
Frage an Macrosystems: Wieviele Dracos wollen oder muessen Sie verkaufen,
um zu ueberleben?
Der Draco sei die ideale Plattform fuer ihre Peripherie. Man muesse
eigentlich nicht so viele DraCos verkaufen, um die Entwicklungskosten
wieder hereinzubekommen. Im Moment sei leider der ganze Motorola-Markt
sehr verknappt, insbesondere der 60'er, aber auch der 40'er Prozessor sei
schwer zu bekommen. Die Nachfrageseite gestalte sich bisher sehr gut. Man
wolle Luecken schliessen, die Amiga Technologies offen laesst.
Die Frage, wie man denn den Amiga-Bildschirme emuliert und wie man die
Kompatibilitiaet handhabt, beantwortete Joerg Sprawe so:
Die Screenmodi des Amiga werden emuliert. Alles, was auf Grafikkarte
funktioniert, laeuft auch im Draco. Er besitzt eine automatische,
systemintegrierte Screenmode-Promotion, wofuer man auf den bisherigen
Amigas noch gesonderte Programme benoetigt haette.
Ein ganz Neugieriger aus dem Publikum wollte wissen, wie viel Geld Amiga
Technologies fuer die Entwicklung zur Verfuegung haette. Wie viele Leute
seien in der Entwicklung beschaeftigt etc?
Gilles Bourdin wiegelte ab und meinte, es handle sich um vertrauliche,
firmeninterne Daten, die man nicht preisgeben wolle. Man haette jedoch
genuegend Leute und Zielsetzungen, die man einhalten wolle. Das klappe
bisher sehr gut.
Eine weitere Frage: RISC soll laut Aussagen von Amiga Technologies bereits
naechstes Jahr marktreif sein. MacroSystems rechnet jedoch mit einer Zeit
von ca 2 Jahren, um das OS auf DEC Alpha zu portieren.
Joerg Strawe antwortete daraufhin, dass es Amiga Technologies nach seiner
persoenlichen Meinung nicht gelingen werde, im naechsten Jahr ein
marktreifes Produkt vorzustellen, aber man habe ja schon so manche
Ueberraschung von Amiga Technologies erlebt, insbesondere die rasche
Produktion des A1200. MacroSystems wird das OS schrittweise auf DEC Alpha
portieren, quasi "am laufenden Geraet".
Zwischenruf aus dem Publikum: Amiga Technologies habe ja die Quelltexte.
Joerg Strawe meinte dazu, er glaube nicht, dass man mit den alten Sourcen
unbedingt weiterkommt, wenn man auf ein komplett neues Hardware-System
umstellt.
Meine Frage zielte darauf hinaus, ob sich zwischen Amiga Technologies umd
MacroSystems nicht irgendwann eine gefaehrliche Konkurrenz entwickeln
werden, da ja beide Firmen High-End Produkte im RISC Bereich herstellen
werden.
Gilles Bourdin sah dieses Problem ganz gelassen. Man freue sich ueber eine
Erweiterung des Marktes durch in Lizenz hergestellte Amigas. Konkurrenz
werde den Markt nur beleben. Auch andere Firmen haetten die Moeglichkeit,
die Amiga Technologie und das Betriebssystem zu lizensieren.
Jemand wollte, wissen, welchen Endkundensupport es bei neuen Geraeten geben
werde.
Amiga Technologies sei ueber Internet erreichbar. Es gaebe inzwischen
einen WWW-Server und eine Support-Mailbox auch fuer den Endkunden. BTX
Zugang ziehe man in Erwaegung und das alte ADSP Entwicklersystem wird neu
aufgezogen und erweitert. Es werde viele Moeglichkeiten auch fuer den
Endkunden geben, nicht nur in Deutschland.
Ob Macrosystems im RISC-Sektor nicht Konkurrenz von schnellen Geraeten wie
von Silicon Graphics fuerchte, wollte jemand wissen.
Joerg Sprawe antwortete, dass man sich mit 12000 Mark praktisch einen ideal
ausgebauten DraCo hinstellen koenne, man jedoch fuer den gleichen Preis
bestenfalls ein nacktes Grundgeraet von SGI kaufen koenne. Auch sei die
Software auf Amiga extrem billig und leistungsstark, jedoch auf grossen
Workstations sehr teuer.
Auf die Frage, weshalb man bei MacroSystems gerade auf DEC Alpha setze,
antwortete der Geschaeftsfuehrer, dass DEC Alpha im
Preis/Leistungsverhaeltnis sehr gut sei und auch leicht zu beschaffen sei.
Jemand fragte nach, ob SAS die Weiterentwicklung des SAS-C Compilers plane.
Schliesslich habe man ja Teile des Amiga-Betriebssystems auf diesem
Compiler erzeugt.
Als Antwort kam nur ein Schulterzucken von Gilles Bourdin. Er wisse nichts
genaues. Kontakte zu einigen SAS-Entwicklern habe man noch. Diese
arbeiten privat weiterhin auf dem Amiga. Amiga Technologies sei von
dritter Seite ein weiterer C-Compiler angeboten worden. Sie saehen
jedenfalls keine Schwierigkeiten bei der Compilerfrage. Vielleicht werde
SAS wieder Hand anlegen, wenn der Markt fuer Amiga wieder wachse.
Auf die Frage, ob es Betriebssystem-Updates geben werde, bevor der grosse
Umstieg sug RISC erfolgt, wollte Gilles Bourdin keine Antwort geben.
Welche Prioritaeten man in der Werbung setzen wolle? Wie will man den
PC-User zum Amiga brungen?
Als Antwort kam, dass der Amiga vor allem als Multimedia-Talent beworben
werden soll.
Eine Frage lautete, welche Software-Pakete beim Neukauf eines Amiga geplant
seien.
Zum einen werde mit dem A1200 das bekannte Software-Bundle ausgeliefert
(Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, SCALA MM300, etc..), aber es seien
auch Online-Dienste und Internet-Bundles denkbar.
Auf die wiederholte Frage nach einer Netzwerkkarte antwortete Gilles
Bourdin, dass man das noch nicht wisse. Der Markt waechst. Man wolle
dieses Jahr noch 100000 Amigas verkaufen, bei einer woechentlichen
Produktion von 8000 bis 9000 Stueck.
Ob es Monitor von Amiga Technologies geben werde?
Gilles Bourdin meinte dazu, es werde naechstes Jahr ein "Super Ding"
herauskommen, ein 17 Zoeller, der alles von 15-64khz darstellen kann. Er
haette den einzigen Prototypen und wuerde ihn natuerlich nicht rausruecken.
Jemand aus dem Publikum warf dem Amiga vor, dass es keine so leistungsstarke
Textverarbeitung auf dem Amiga gaebe, als beispielsweise "Word" auf dem PC.
Jetzt zogen die Vertreter von Amiga Technologies gewaltig ueber den PC her:
Gilles Bourdin beispielsweise wuerde saemtliche Korrespondenz mit Final
Writer erledigen. Die Funktionalitaet moege zwar geringer sein, als die
von Word, aber der PC sei auch nicht das Nonplusultra. Kein Programm
haette mehr Bugs als "Word". Und es wuerde selbst mit einem Pentium 130
noch zaeh laufen. Und schliesslich handelt es sich auch nicht um den
gleichen Markt. Commodore haette ewig versucht, den Amiga als
Buerocomputer zu verkaufen. Die Zielsetzung von Amiga Technologies geht
jedoch klar in Richtung Video und Multimedia.
Jemand wollte wissen: "Der neue 17 Zoeller sei angeblich ein geiler
Monitor. Habe er denn auch einen geilen Preis"?
Gilles Bourdin meinte, der Preis werde sicherlich attraktiv sein. Jedoch
duerfe er noch nichts genaues sagen. Der bisherige Multisync von Amiga
Technologies koste jedenfalls nur 599.-
Auf die Frage, ob der Monitor einen Video-Eingang haette, antwortete Gilles
Bourdin:
Er habe nur einen Prototypen mit VGA-Eingang. Die Eingaenge seien jedoch
noch nicht festgelegt.
Auf die Frage, ob Amiga Technologies im BTX vertreten sein werde und ob es
eine Zusammenarbeit mit dem BTX-Club geben werde, wurde nichts konkretes
genannt. Bisher sei ein BTX-Angebot immer an der Preisfrage gescheitert.
Ob Amiga Technologies die 60'er Karte selbst entwickelt haette, antwortete
man mit einem klaren "Ja". Der Amiga 4000T sei ein neues Produkt, fuer das
auch ein neues Prozessorboard entwickelt werden musste.
Ob es denn einen Geschwindigkeitesgewinn gegen den marktueblichen Karten
geben werde?
Es wird keine wesentlichen Steigerungen mehr geben, da derMC68080 bereits
sehr gut ausgenutzt werde. Eventuell werde man die Software besser
anpassen (68060 Library).
Die letzte Frage beschaeftigte sich mit dem Entwickler-Support und ab wann
dieser durchgefuehrt werde.
Die ehemalige ADSP Maschine kommt bald zu Amiga-Technologies und wird auch
dort wieder den gleichen Support zur Verfuegung stellen. Dr. Peter Kittel
wird sich insbesondere darum kuemmern. Man werde im Prinzip das gleiche
Support-Netz aufbauen, hier und da mit kleinen Verbesserungen.
Das war der Abschluss der Konferenz. Nachdem man sich fleissig fuer die
Anwesenheit der Firmenvertreter bedankte, gab es noch die Gelegenheit, sich
persoenlich mit den Leuten zu unterhalten. Dem Amiga Technologies hat
offenbar das Spiel "Super Skidmarks", das auf meinem CD32 lief, so gut
gefallen, dass er es sich gleich dort kaufen wollte ;-)
Man muss hier ganz klar anmerken. Amiga Technologies wollte zeigen "Wir
sind zurueck". Eine solche Pressekonferenz mit Endusern haette es zu
Zeiten Commodores sicherlich nicht gegeben.
So weit zur Pressekonferenz. Ich konnte nicht alles wortgetreu
wiedergeben, denn so schnell tippen kann ich nicht, obwohl ich verdammt
schnell tippe, wie mir meine Freunde bestaetigen. Ich hoffe, dass
wenigsten inhaltlich alles stimmt.
Meine persoenliche Meinung zu der ganzen Sache war recht zwiespaeltig. Ich
persoenlich glaube nicht, dass eine Firma mit rund 30 Mitarbeiten sich
wieder die Marktposition erobern kann, die sie damals innehatten. Die
Vertreter, die Amiga Technoligies geschickt hatten, wirkten alle recht
jung, dynamisch und engagiert. Aber wie mein Freund bemerkte: Der
Geschaeftsfuehrer von MacroSystems hatte die professionellere Ausstrahlung.
Ihm wuerde man eher zutrauen, geschaeftlichen Erfolg zu haben. Naja, bei
den Amiga-Technologies Vertretern handelte es sich schliesslich nur um den
Pressesprecher und um ein paar Youngster aus Entwicklung und Support ;-)
Ich wuensche Amiga Technologies alles Gute und viel Erfolg und werde mir
wohl erst einen Pentium-PC kaufen, wenn die Kohle reicht ;-) <aetsch>
//
\X/ Flowerpower (MAX 91:5150/2)